Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Das LKH, „Weltwunder“ für Graz #

Am 12. Mai 1912 wurde nach zehnjähriger Bauzeit ein „Weltwunder“ in Graz eröffnet – das Landeskrankenhaus, damals das größte und modernste Spital Mitteleuropas.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Grazer Landeskrankenhaus um 1912
Das Grazer Landeskrankenhaus um 1912: In diesem Jahr wurde es „ohne Prunk und Feierlichkeit“ eröffnet.
Foto: © K.K.

Die Aufhebung der vielen Klöster in Österreich durch Kaiser Josef II. betraf auch das Stift St. Lambrecht, dessen Grazer Stadtpalais in der Paulustorgasse nun eine völlig neue Funktion erhielt.

So wurde 1786 das prächtige Gebäude des ehemaligen Palais Wildenstein samt dem dazugehörigen Garten zum Allgemeinen Krankenhaus von Graz. Es war mit einem Gebär- und Siechenhaus sowie einem Waisen- und Findelkinderinstitut ausgestattet und umfasste 288 Betten. Das benachbarte Kapuzinerkloster wurde kurzerhand zur Irrenanstalt („Tollhaus“) umfunktioniert. Heute befindet sich im altehrwürdigen Palais die Polizeidirektion.

Hoffnungslos überfüllt#

Der Komfort eines Spitals in jener Zeit ist heute nicht mehr vorstellbar. Öllampen dienten als Beleuchtung, ein ganzer Krankensaal hatte nur einen kleinen Waschtisch zur Verfügung und die Krankenzimmer waren hoffnungslos überfüllt. 1896 zählte man bereits 960 Betten. Doch die sanitären und hygienischen Bedingungen waren furchtbar – Typhuskranke und Tuberkulosepatienten lagen neben ganz „normalen“ Kranken. Trotz zahlreicher Erweiterungsbauten war das Platzproblem nicht mehr zu lösen und so suchte man ab 1890 ein Grundstück für einen großzügig angelegten Neubau. Nach langem Suchen einigte man sich auf die 60 Hektar umfassenden gräflich Schönbornschen Gründe auf dem Hochfeld in der waldreichen Gegend östlich von Graz.

„Vandalismus“#

Sofort formierten sich Bürgerinitiativen, die heftig gegen die stadtferne Lage protestierten. Auch sah Graf Attems, dem der Leechwald gehörte, die Wälder im ganzen Umkreis gefährdet. Der von Adolf Rossmann 1892 vorgelegte Bauplan mit insgesamt 24 Einzelgebäuden im Pavillonsystem wurde abgelehnt, das geplante Bauwerk als „Vandalismus“ bezeichnet.

Allmählich beruhigten sich die Baugegner aber wieder und 1902/03 konnte zum zweiten Mal mit den Planungs- und Bauarbeiten begonnen werden. Die neue Anlage im Pavillonsystem wurde nun an einer 25 Meter breiten Hauptstraße geplant, die als Zentralachse diente, und umfasste 15 dreigeschossige Gebäu- de mit Fassaden in sezessionistischer Stilform sowie bekiesten Flachdächern. Zentraler Mittelpunkt war die im Stile Otto Wagners geplante Erlöserkirche.

Jeder Spezialdisziplin war ein eigenes Gebäude zugeordnet. Der gesamte Gebäudekomplex besaß eine eigene Wasser- und Stromversorgung sowie Landwirtschaften, eine Gärtnerei und eine Wäscherei. Das erste Gebäude, die heutige septische Abteilung der Frauenklinik, wurde 1904 fertiggestellt.

Größtes Krankenhaus#

Durch laufende Änderungen wuchs die Anlage auf insgesamt 35 Gebäude an. Innerhalb von zehn Jahren wurde so das Landeskrankenhaus Graz als damals größtes Krankenhaus Mitteleuropas gebaut und schließlich am 12. Mai 1912 „ohne Prunk und Feierlichkeit“ eröffnet. Fachleute aus aller Welt kamen zur Besichtigung und man sprach allgemein von einem „Weltwunder“.

Im Jahr 1913 betrug der Bettenstand 1640, die jährlich aufgenommenen 24.000 stationären Patienten wurden von 650 Mitarbeitern versorgt


--> LKH Graz (Architekturbeitrag)



zur Übersicht
© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele