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vom 17.04.2020, aktuelle Version,

Andreas Khol

Andreas Khol (2006)

Andreas Khol (* 14. Juli 1941 in Bergen auf Rügen, Pommern, Deutschland) ist ein ehemaliger österreichischer Politiker der ÖVP. Von 2002 bis 2006 war er Präsident des österreichischen Nationalrates. Er trat als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl in Österreich 2016 an.[1]

Leben

Khol wurde als Sohn Südtiroler Eltern auf der deutschen Ostseeinsel Rügen geboren und wuchs in Gossensaß und in Sterzing in Südtirol auf. Dort besuchte er auch die Volksschule, bis die Familie 1946 dem Vater nach Innsbruck in Tirol folgte. Dieser war aufgrund seiner Kriegsdienstverweigerung bereits 1945 aus Italien ausgewiesen worden.[2]

Seine Familie ist seit dem 9. Jahrhundert am Ritten bei Bozen urkundlich nachgewiesen, wo es noch heute den Kholhof gibt. Bis 1848 waren die Kholen ob dem Ritten erbliche Richter des Ritten und vertraten ihn im Landtag, damit war das Recht ein Wappen zu führen und der Bauernadel verbunden. 1949 bekam Andreas Khol die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen, aufgrund von Untauglichkeit leistete er keinen Wehrdienst.[3]

Nach der Matura am Akademischen Gymnasium Innsbruck im Jahr 1959 studierte Andreas Khol Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck und Paris; er promovierte im Jahr 1963 (Dr. iur.). Er ist Mitglied der Studentenverbindung AV Raeto-Bavaria Innsbruck im ÖCV. Im Jahr 1969 erfolgte seine Habilitation bei Felix Ermacora an der Universität Wien (Verfassungsrecht, Internationale Organisationen), wo er 1980 zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt wurde.

Während des Studiums arbeitete Khol in Tirol als Reiseleiter. Dabei lernte er seine aus Kärnten stammende künftige Ehefrau kennen, die ebenfalls als Reiseleiterin arbeitete. Aus der 1965 geschlossenen Ehe gingen sechs Kinder hervor.

1966 wurde Khol Sekretär beim Österreichischen Verfassungsgerichtshof, gleichzeitig Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik. 1969–1973 war er Internationaler Beamter im Sekretariat des Europarates. Dort arbeitete er im internationalen Menschenrechtsschutz. 1971 wurde er von den Beamten des Europarates zu ihrem Vertreter gewählt, der eine Arbeitsverfassung für die Beamten des Europarates ausverhandelte. In der Folge wurde er zum 1. Präsidenten der neuen Personalvertretung gewählt. 1974 folgte er einem Ruf an die Spitze der Politischen Akademie der ÖVP, die er bis 1993 als Direktor leitete. Er war Gründungs-Exekutivsekretär der Europäischen Demokratischen Union 1978, die von Josef Taus als Parteiobmann mit Helmut Kohl, Margaret Thatcher und Jacques Chirac als Internationale der Christdemokraten und Konservativen Parteien – als Gegengewicht zur Sozialistischen Internationale – gegründet wurde. Dieses Amt übte er bis 1994 aus und machte daraus ein wichtiges Hilfswerkzeug für die Integration Österreichs in die Europäische Union und des Einbaus der neuen gleichgesinnten Parteien in den neuen Demokratien nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.

Zwischen 19. Mai 1983 und 30. Oktober 2006 war Khol Abgeordneter zum Nationalrat. Von 1994 bis 1999 sowie von 2000 bis 2002 war er Klubobmann der Parlamentsfraktion der ÖVP. In der Debatte um die Nachfolge für Erhard Busek als Parteiobmann nach der Nationalratswahl 1995 galt Khol als der Kandidat des konservativen Parteiflügels. Neuer Parteichef wurde jedoch Wolfgang Schüssel. Mit ihm verband ihn bald eine enge politische Weggemeinschaft. Mit Schüssel, Elisabeth Gehrer und Wilhelm Molterer bereitete er die Koalition mit Jörg Haiders FPÖ vor und gehörte zum „Küchenkabinett“ der ÖVP. Denn als im Dezember 1999 die ÖVP offiziell Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ führte, die zunehmend spießender wurden, verhandelte die ÖVP in der Wohnung Khols in Wien-Hietzing parallel dazu mit der FPÖ.[4] Vom 20. Dezember 2002 bis zum 30. Oktober 2006 war Andreas Khol (Erster) Präsident des Nationalrates. In dieser Zeit erwarb er das Palais Epstein für das Parlament und setzte es mit der BIG in Stand, gleichzeitig baute er das Parlamentsgebäude umfassend um. Vor allem erhielt das Parlament ein zeitgemäßes Besucher- und Pressezentrum. Die Besucheranzahl verdreifachte sich auf 160.000. Er reformierte auch die Geschäftsordnung und führte die Europatage ein. Außerdem war er Vorsitzender der Südtirolkommission im Nationalrat. Daneben übte er noch Funktionen als Vorstands- und Präsidiumsmitglied der ÖVP und als Bundesobmann des ÖVP-Seniorenbundes aus. Diese Funktionen übt Khol auch nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik weiter aus.

Ab 2006

Wahlplakat während der Bundespräsidentenwahl in Österreich 2016 in Sooß

Nach der Nationalratswahl 2006, in der die ÖVP ihre relative Mandatsmehrheit verlor, kündigte er am 11. Oktober 2006 an, von seinem Mandat keinen Gebrauch zu machen. Khol war anschließend bis Jänner 2016 Obmann des Seniorenbunds der ÖVP. Als Mitglied des Parteivorstands und Kommentator in der Tageszeitung Die Presse steht er aber auch weiterhin in der Öffentlichkeit. Daneben gibt er weiterhin – wie seit 1976 – das Standardwerk Österreichisches Jahrbuch für Politik heraus. Gemeinsam mit ÖVP-Politikern wie Erhard Busek und Herbert Kohlmaier gründete er ein katholisches Laienbündnis, das die Abschaffung des Zölibats im römisch-katholischen Priestertum und die Weihe von Frauen zu Diakoninnen fordert.[5]

Am 10. Jänner 2016 wurde Khol als ÖVP-Kandidat für die Bundespräsidentenwahl in Österreich 2016 präsentiert.[6] Nach seiner Wahlniederlage im ersten Wahlgang (er erreichte nur den fünften Platz von sechs Bewerbern[7]) gab Khol bekannt, sich aus der Politik zurückzuziehen.

Familie

Sein jüngster Sohn Julian (* 1979) studierte Malerei in Wien bei Christian Ludwig Attersee und in Düsseldorf bei Herbert Brandl. Seit 2012 lebt er als freischaffender Maler in Köln und Wien und ist mit der RTL-Moderatorin Nazan Eckes verheiratet.

Werke

  • Marxismus mit Zuckerguss (1978, Analyse des Parteiprogramms der SPÖ aus konservativer Sicht)
  • Die Kampagne, 1987 (Hrsg.)
  • Fragen und Antworten zur EG-Integration, 1989
  • Fragen und Antworten zu Europa, 1991
  • Den besten Weg für Österreich gehen, 1991 (Hrsg.)
  • Neue Außenpolitik in einer neuen Welt, 1993 (Hrsg.)
  • Mein politisches Credo, 1998
  • Durchbruch zur Bürgergesellschaft, 1999
  • Die Wende ist geglückt. Der schwarz-blaue Marsch durch die Wüste Gobi, 2001
  • Die Freiheit hat kein Alter. Senioren. Zukunft. Leben, 2006

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Bundespräsident: Khol als ÖVP-Kandidat fixiert in: derstandard.at, 10. Jänner 2016, abgerufen am 11. Jänner 2016
  2. Herbert Lackner: Ich bin kein Rückwärtsgewandter - Andreas Khol im Zeitgeschichtegespräch. In: profil. Nr. 4, 2016, S. 22.
  3. diepresse.com - Khol: "Ich werde mich in die Schlacht werfen". Artikel vom 11. Jänner 2016, abgerufen am 15. Jänner 2016.
  4. http://www.oe24.at/oesterreich/politik/Auszuege-aus-der-Schuessel-Bio-Teil-1/630250
  5. der Standard: Weg mit dem Zölibat, her mit den Frauen
  6. Khol ist ÖVP-Kandidat. In: derStandard.at. 10. Januar 2016, abgerufen am 3. Dezember 2017.
  7. die Presse: Endgültiges Gesamtergebnis: Hundstorfer vor Khol
  8. 1 2 3 4 5 6 7 Biographie auf den Seiten des Österreich-Konvents
  9. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
Commons: Andreas Khol  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Image DescriptionCreditArtistLicense NameFile
Image of Andreas Khol (Andreas Edler von Khol) of the ÖVP in the Parliament (Austria) press-centre. Taken during the Ö1 radio documentation on Simon Wiesenthal in September 2006. His family name was originaly "von Khol". Eigenes Werk Gryffindor
CC BY 2.5
Datei:Andreas Khol September 2006 (cropped).jpg
Wappen der Republik Österreich : Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist: Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone …. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“ Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt. Heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 2 B-VG , in der Fassung BGBl. Nr. 350/1981 , in Verbindung mit dem Bundesgesetz vom 28. März 1984 über das Wappen und andere Hoheitszeichen der Republik Österreich (Wappengesetz) in der Stammfassung BGBl. Nr. 159/1984 , Anlage 1 . Austrian publicist de:Peter Diem with the webteam from the Austrian BMLV (Bundesministerium für Landesverteidigung / Federal Ministry of National Defense) as of uploader David Liuzzo ; in the last version: Alphathon , 2014-01-23.
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Datei:Austria Bundesadler.svg
Bushaltestelle Badner Straße in Sooß, Niederösterreich. Daneben in Wahlplakat für den ÖVP-Präsidentschaftskandidaten Andreas Khol. Eigenes Werk Braveheart
CC BY-SA 4.0
Datei:Bushaltestelle Badner Straße, Sooß 01.jpg
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