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Trail: Ich sehe was, das du nicht siehst#

von Monika Lafer & Martin Krusche


2024, Ich sehe was, das du nicht siehst und das ist… nichts II, 90 x 120 cm, Acryl auf ungrundiertem Leinengewebe. (Zum Vergrößern anklicken!)
2024, Ich sehe was, das du nicht siehst und das ist… nichts II, 90 x 120 cm, Acryl auf ungrundiertem Leinengewebe. (Zum Vergrößern anklicken!)
Zitat: „Doch auch im entspannten Zustand kennen wir das Phänomen des Sehens mit geschlossenen Augen. Nein, keine Vorstellungen im Geiste oder Manifestationsübungen. Sondern das bloße Wahrnehmen der Farben, der vielen Schichten und flüchtigen Formen. Es erfordert – wie so vieles – auch einige Übung, um Farben und Formen differenziert zu sehen. Am leichtesten gelingt es wahrscheinlich, wenn man sich an einem sonnigen Tag ins Freie setzt und die Augen schließt:...“

Kontext#

Künstlerin Monika Lafer hat das absichtslose Schauen materialisiert. Sie zeigt ein Sehen bevor wir sehen können, quasi eine Unruhe der Nerven. Wenn kein Lichtstrahl die Netzhaut erreicht, also das Gehirn von draußen keine derartigen Inputs bekommt, die zu deuten wären, ist eben Platz für eine andere Erfahrung.

Das ergibt zugleich einen möglichen Ausgangspunkt für Poesie; in einem ursprünglichen Sinn des altgriechischen Wortes Poiese. Zitat: „Poiese bedeutet, daß man etwas zur Existenz bringt, was es vorher nicht gab. Es ist grundlegender als das Herstellen, bei dem man auf Rohmaterial zugreift. (In der Transit-Zone wird damit bewußt umgegangen.) Erschaffenes und Erzeugtes sind zweierlei. (Das Erschaffene ist mit dem Axiom verwandt.) Poetin, Poet und Homo faber… Typen eines kulturellen Narrativs. Weshalb dieser ausdrückliche Bezug auf unsere Kulturgeschichte? Wozu eine Transit-Zone einrichten und markieren?“ (Krusche: „Raum der Poesie: Mission Statement“)

Das heißt unter anderem, Körperlichkeit ist für sich eine unvermeidliche Quelle von Sinneserfahrungen, die wir aufgrund kultureller Prägungen eben auch in künstlerische Ausdrucksformen herüberbringen können.

Wenn ich also hier, in dieser Kolumne, der Lyrik einen Schwerpunkt gegeben hab, dann ist Lafers gezeigte Position eine sehr grundlegende, in welcher sie erst einmal darauf geachtet hat, was ihr Körper an Eindrücken schafft, bevor sie gestalterisch eingreift.

Mir fiel dabei auf, daß ich genau so eine Disposition auch kenne, wenn sich das Schreiben eines Gedichtes anbahnt. Es ist etwas Vorsprachliches in mir, mit dem der Prozeß beginnt, in den schließlich mein Sprachvermögen eingreift, damit ich aus meinen Erfahrungen als Autor die Mittel beziehe, um eine Text dingfest zu machen. (Martin Krusche)

Postskriptum#

Das Original von Lafer ist im April 2024 ein Objekt in der „Konvergenzzone“ des „Zeit.Raum“ in Gleisdorf.

Kontext#