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vom 30.04.2022, aktuelle Version,

Ernst Adalbert von Harrach

Kardinal Ernst Adalbert von Harrach, gemalt von Frans Luycx

Ernst Adalbert von Harrach (tschechisch Arnošt Vojtěch z Harrachu) (* 4. November 1598 in Wien; † 25. Oktober 1667 ebenda) war ein österreichischer Adeliger, Erzbischof des Erzbistums Prag und Fürstbischof des Bistums Trient sowie Kardinal.

Leben

Ernst Adalbert (Albrecht) von Harrach wurde als zweiter Sohn des Freiherrn, seit 1627 Graf Karl von Harrach (1570–1627) und seiner Frau Maria Elisabeth, geb. Schrattenbach, geboren und war Onkel des Ferdinand Bonaventura (1637–1706).

Nach dem Abschluss des Theologiestudiums an der Jesuitenhochschule in Königgrätz und in Rom wurde er Domherr in Trient. Noch während des Studiums berief ihn der damalige Papst zum Kämmerer und später zu seinem Sekretär. Im Alter von siebenundzwanzig Jahren wurde er nach dem Tod des Prager Erzbischofs Jan Lohelius zu dessen Nachfolger ernannt und am 19. Januar 1626 von Papst Urban VIII. zum Kardinal erhoben. Erst 1632 erhielt er als Titelkirche Santa Maria degli Angeli, ab 1644 war seine Titelkirche Santa Prassede. 1634 wurden Wallenstein und sein Schwager Trčka ermordet, deren Gemahlinnen Schwestern des Kardinals Harrach waren.

1637 war er außerordentlicher Botschafter am päpstlichen Hof, kam 1648 während der Eroberung der Prager Kleinseite durch schwedische Truppen in Gefangenschaft und wurde nach einiger Zeit ausgetauscht. Er galt als Wohltäter der Armen; als Erzbischof weihte er 600 Kirchen und 10.000 Priester, errichtete 1655 das Bistum Leitmeritz und 1660 das Bistum Königgrätz. Ernst Adalbert krönte drei Könige und zwei Königinnen von Böhmen und wurde 1665 Fürstbischof des Bistums Trient. Noch 1667 wurde Kardinal Harrach Kardinalpriester von San Lorenzo in Lucina. Er verfasste das lateinische Lehrgedicht: Symboleuticum.

Bedeutung

Harrach war ein gebildeter, energischer, standhafter und betriebsamer Vertreter der katholischen Kirche. Seine Auffassung der Gegenreformation unterschied sich von der des Kaisers und seiner gläubigen Brüder. Er war gegen die Vertreibung der Nichtkatholiken und wollte den Protestantismus beseitigen, nicht aber die Protestanten. Die Protestanten wollte er umschulen und sie durch kulturelle und künstlerische Bildung zum katholischen Glauben zurückführen. Dadurch sollte auch die Zahl der Geistlichen erhöht und der Glaube weiter verbreitet werden.

Zu diesem Zweck gründete er 1631 das erzbischöfliche Seminar für die Ausbildung von Priestern, 1655 das Bistum Leitmeritz und 1660 das Bistum Königgrätz und ließ zahlreiche Kirchen und Pfarrhäuser bauen. Um den Mangel an römisch-katholischen Priestern auszugleichen, berief er mehrere Orden aus Meißen nach Böhmen, darunter die Hyberner, Piaristen, Paulaner und die Barmherzigen Brüder.

Obwohl er bemüht war, das Problem der Ketzer friedlich zu lösen, musste er mehrmals die weltliche Macht beanspruchen und auch Gewalt mit Hilfe des kaiserlichen Heeres anwenden. Dadurch unterstützte auch er im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) die gewaltsame Rekatholisierung in Böhmen.

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Harrach, Ernst Albrecht Graf von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1861, S. 372 f. (Digitalisat).
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut). Band I. R. Oldenbourg Verlag, München Wien 1979, ISBN 3-486-49491-0, S. 538 f. s.v. Harrach, Ernst Albrecht, Graf v., Erzbischof von Prag
  • Neue Deutsche Biographie (NDB) (1953 ff.), Band 7.
  • Anton Frind: Geschichte der Bischöfe und Erzbischöfe von Prag. 1873.
  • Christian Gottlieb Jöcher: Jöchers Allgemeines Gelehrten Lexicon. Band 2. 1750.
  • Ernst Adalbert von Harrach: Die Diarien und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598–1667) (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs. Bd. 104/1–7). Herausgegeben von Katrin Keller und Alessandro Catalano. Unter Mitarbeit von Marion Romberg. Böhlau, Wien u. a. 2010, ISBN 978-3-205-78461-6.
  • Alessandro Catalano: La Boemia e la riconquista delle coscienze. Ernst Adalbert von Harrach e la Controriforma in Europa centrale (1620–1667) (= Temi e Testi. Bd. 55). Premessa di Adriano Prosperi. Edizioni di Storia e Letteratura, Roma 2005, ISBN 88-8498-255-3.
  • Václav Medek: Cesta ceské a moravské církve staletími. Česká Katolická Charita, Prag 1982.
  • Katrin Keller: Der Kardinal und der Krieg: Ernst Adalbert von Harrach (1598–1667) in seinen Selbstzeugnissen. In: Katrin Keller u. a. (Hgg.): Die Habsburgermonarchie und der Dreißigjährige Krieg, Wien: Böhlau 2020 (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; 73), ISBN 978-3-205-20951-5, S. 261–282.
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Vorgänger Amt Nachfolger
Jan Lohelius Erzbischof von Prag
1623–1667
Johann Wilhelm Libštejnský von Kolowrat
Sigismund Franz von Tirol Bischof von Trient
1665–1667
Sigmund Alphons von Thun

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Bildnis des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667) http://www.fischerauktionen.ch/UserData/Katalog_08576_00.pdf Seite 17 Frans Luycx
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Wappen des Bistums bzw. des ehemaligen Fürstbistums und Hochstiftes Trient Own Work, For the blazon see Gatz, Erwin (Hg.): Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich. 1648-1803, S. 570 and P. Frumenzio Ghetta, L'Aquila stemma di Trento e del'Trentino, Trento 1973. David Liuzzo Datei:Wappen Bistum Trient.png
Wappen des Erzbistums Prag Eigenes Werk David Liuzzo Datei:Wappen Erzbistum Prag.png