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Rudolf von Alt (1812 - 1905). Leben - Epoche – Werk (1984)#

Von Ernst Lanz

In der Wiener Albertina wird nach langen Jahrzehnten wieder eine Ausstellung über das Werk des genialen Malers Rudolf von Alt gegeben. Eine Zahl wertvoller Aquarelle aus verschiedenen Schaffensperioden des Wiener Malers zeigen Ansichten von Landschaften, Häusern, Interieurs und Wohnungen. Gerade seine Interieur-Darstellungen erlaubten Kulturhistorikern und Kunsthistorikern devastierte Innenräume wichtiger Palais und Schlösser wieder detailgenau zu rekonstruieren. Die unter Albertina-Direktor Walter Koschatzky - er brachte eine Monographie über Alt heraus - eingerichtete Kunstausstellung machte es möglich, dass kürzlich entdeckte Bilder Alts erstmals der Öffentlichkeit dargeboten werden konnten.
Rudolf von Alt lebte nahezu 93 Jahre. Zum Vergleich Michelangelo erreichte ein Alter von 89 Jahren.
Alt wurde der vielgefragteste Maler von Stadt-Veduten und Interieurs des 19. Jahrhunderts.
Sein in Frankfurt 1789 geborener Vater Jakob Alt (gest. 1872 in Wien), seit 1811 an der Wiener Akademie in der Historienklasse tätig, erteilte ihn ersten Unterricht im Zeichnen und Aquarellmalerei. Seit seinem zwölften Lebensjahr begleitete er seinen Vater bei seinen Wanderungen. Seit 1826 studierte der angehende Künstler auch in der Historischen Klasse an der Wiener Akademie. Seit 1829 schuf Rudolf Alt seine frühesten künstlerisch ausgewogenen ungebundenen Aquarelle. Weite Reisen nach Italien - 1835 hielt er sich seinem Vater in Rom auf -, nach Südosteuropa, in den Kronländern der Monarchie, Böhmen, Ungarn, auch nach Deutschland, auf die Krim, nach Belgien und in die Schweiz.
1874 wurde er Mitglied bei der Wiener Künstlergenossenschaft und Mitglied an der Berliner Akademie.
Im Alter von 80 Jahren erhob ihn Kaiser Franz Joseph I. von Österreich in den Adelsstand, seither hieß er "Rudolf Ritter von Alt". Dazu kam noch die Ehrenbürgerschaft durch die Stadt Wien.
1898 übernahm er die Ehrenpräsidentschaft der neu gegründeten Wiener Secession.

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Interieur Palais Windischgrätz, Renngasse Wien, Rudolf von Alt, 1848; Aquarell auf Papier, 22,6 x 22,5 cm; Privatsammlung - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
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Dom von Capri, Rudolf von Alt, 1835; Aquarell auf Papier, 31,8 x 26,6 cm; Graphische Sammlung Albertina, Wien
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Blick vom Kloster Sant Onofrio auf Rom, Rudolf von Alt, 1835; Aquarell auf Papier, 27 cm x 37,5 cm; Leopold Museum, Wien - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Rudolf von Alt sah als Familienmensch auf ein langes Leben zurück. Nebenher spürte er die Geschicke der Weltgeschichte: 1814/15 fand der Wiener Kongress statt. Das Kaisertum Österreich wurde von Franz I. geleitet. Die Ära des von Metternich beherrschten Biedermeiers mündete in die Vormärzrevolte 1848. Von da an regierte Kaiser Franz Joseph I. von Österreich. Wegen der Revolutionswirren verloren Alt und seine Künstlergeneration wichtige Auftraggeber. Alt musste zwangsläufig Auftragsarbeiten vermögender Schlossbesitzer annehmen, aber auch etwas schlechtere Aquarellpapiere statt der teureren englischen Importware als Bildträger nehmen. Später gab es die Schlacht bei Königgrätz 1866. Die franzisko-josephinische Epoche, obwohl sie ziemlich starr auf den Zeitgenossen wirken musste, dominierte durch ihre Bewegtheit. Rudolf von Alt erlebte den Umbruch zur Gründerzeit - die Ringstraßen-Ära -, vor allem in der Kunst, die damals noch vom althergebrachten Geschmack geprägt gewesen war.
Alt blieb bis zu seinem Lebensende künstlerisch tätig. Aber als greisen Menschen blieben ihm größere Reisen nun versagt, und er beschränkte sich auf Objekte in seiner näheren Umgebung in der Wiener Vorstadt. Die Qualität seiner Bilder blieb ungebrochen.
Rudolf von Alts Stil lag in seiner perfekten Machart, die sich mit dem künstlerischen Wesen eines Albrecht Dürer messen konnte. Seine Liebe zum Detailreichtum lag ohne Beispiel in der österreichischen Malkunst. Alt beherrschte die Pinselführung wie kein anderer, er konnte exakte Feinheiten ohne zu wanken auf das weiße Aquarellpapier bannen. Das vorhandene Papierweiß übernahm er als künstlerisches Element innerhalb einer vom Papierformat eingezwängten Welt voller Farbigkeit. Das machte ihn zum Revolutionär unter den Künstlern des ausklingenden 19. Jahrhundert an der Wende zum 20. Jahrhunderts.

Copyright Ernst Lanz 1984

Quellen

  • Damaliges Info-Material, etwa Werbeprospekt und auch Berichte in Tageszeitungen
  • Zur Ausstellung erschien Begleitpublikation: Walter Koschatzky (Hrsg.), Rudolf von Alt 1812 - 1905. Die schönsten Aquarelle aus den acht Jahrzehnten seines Schaffens. Ausstellung der Graphischen Sammlung Albertina 1984. 3. Auflage Wien 1984
  • Walter Koschatzky, Rudolf von Alt. Salzburg - Wien 1975 (und 2001 weitere erweiterte Auflage - eher Nachdruck)
  • Veronika Birke, Rudolf von Alt. In: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2

Weiterführendes

Nachtrag
Im Spätsommer 2005 fand in der Albertina unter Direktor Klaus Albrecht Schröder wieder eine interessante Ausstellung zum Thema Rudolf von Alt statt. - Ernst Lanz