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Von links: Anita Keiper, Robert Fimbinger und Richard Mayr
Von links: Anita Keiper, Robert Fimbinger und Richard Mayr

Trail, Protokoll #10: Die Hemisphären der Poesie#

(Archipel Gleisdorf)#

von Martin Krusche

Wenn ich eben mit Fotograf Richard Mayr ein weiterführendes Gespräch suchte, für das wir an den Tisch von Anita Keiper und Robert Fimbinger gekommen waren, hat es damit zu tun, daß wir sachkundige Gegenüber brauchen, um ein paar aktuelle Fragen zu debattieren.

Fragen, die meine Auffassung von den zwei Hemisphären der Poesie betreffen. Die Edition Keiper hat in ihrem Programm einen nennenswerten Lyrikschwerpunkt. Der unübersehbare Ausdruck von Sachkenntnis in diesem Genre.

Sie konnten im 9er Protokoll von einem Zusammenhang erfahren, den ich zwischen der Poesie der Kunst und einer Poesie des Mechanischen sehe. Um ein Mißverständnis zu vermeiden, wenn ich vom „Geist in der Maschine“ spreche, dann meine ich keinesfalls Konzepte wie ChatGPT.

Ich verzichte auch auf den Begriff „Künstliche Intelligenz“, weil das, was wir als „Machinenintelligenz“ kennen, nicht als Analogie des menschlichen Geistes gelten kann. Die KI ist auch keine Simulation menschlichen Geistes, sondern ein Werkzeug. Ein Assistenzsystem. Die Grundsituation: der menschliche Geist lenkt das Werkzeug.

Daß wir inzwischen ziemlich smarte Tools entwickelt haben, die teilweise ihrerseits menschliches Verhalten lenken, ändert an der Grundsituation gar nichts. Daß wir menschliches Know how an Maschinen übergeben haben, verleiht den Werkzeugen keinen Geist.

Neuauflage einer Auswahl steirischer Lyrik (Werkgruppe Lyrik).
Neuauflage einer Auswahl steirischer Lyrik (Werkgruppe Lyrik).

Philosoph Günther Anders hat das vor über einem halben Jahrhundert schon unter dem Begriff „Prometheische Scham“ behandelt. Siehe dazu unter den weiterführenden Links: „Die Vierte Industrielle Revolution“ (Eine nächste Verkettung)!

Was die Poesie der Kunst betrifft, also beispielsweise die Kraft und Wirkung von Gedichten, werde ich hier hoffentlich nicht erläutern müssen. Ich nehme an, Sie können mir zustimmen, daß ein gelungenes Gedicht unseren Geist erfreuen kann, auf unsere Seelen günstig einzuwirken vermag.

Was die Poesie des Mechanischen angeht, sehe ich vergleichbare Möglichkeiten. In einem gelungen Werkzeug, bringen wir, wie in einer tauglichen Maschine, teils rätselhafte Wirkungen der Newton'schen Physik zur Wirkung, was auch Effekte der Quantenphysik einschließt.

Oder wüßten Sie mir auf Anhieb zu erläutern, weshalb es Schwerkraft gibt, wie es zur Fliehkraft kommt, beziehungsweise – weit erstaunlicher – was es mit Kreiselkräften auf sich hat?

Mein Arbeitsansatz lautet daher: Wie wir mit Lyrik und poetischen Werken die Kräfte der Seele ausloten, so loten wir mit mechanischen Werkzeugen etliche Kräfte des Universums aus. Genau darin berühren sich die beiden Hemisphären, mehr noch: so konvergieren, gehen teilweise ineinander ein. (Fortsetzung)

Wasserkraftwerks-Anlage von 1915 in der Schalk-Mühle (Kalsdorf bei Ilz).
Wasserkraftwerks-Anlage von 1915 in der Schalk-Mühle (Kalsdorf bei Ilz).