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Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer (links) und Fotograf Richard Mayr.
Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer (links) und Fotograf Richard Mayr.

Quer durchs Morgenrot#

(Auf ein Gespräch nach Nagykanizsa)#

Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer hatte unseren Start auf 7:00 Uhr festgelegt. Ich bekomme in letzter Zeit ein Faible für das Morgenrot. Für Fotograf Richard Mayr ist es Standard, zu gewissen Themen eine bestimmte Lichtsituation zu suchen. Wir waren uns einig, nach Nagykanizsa über die Dörfer zu fahren; im Sinne dessen, was einst die historische Ungarnstraße war. Eine grundlegende Kommunikationslinie sowie ein wichtiger Transportweg zwischen Graz und Ofen, einem Teil des heutigen Budapest.

Bauer hatte ein Arbeitsgespräch vorbereitet, für das uns eine Dolmetscherin zur Seite stand, um mit Kräften der Musikschule und der Blaskapelle sowie mit einer Assistentin des Bürgermeisters Verständigungsschritte zu setzen.

Die Fahrt ging erwartungsgemäß etwas über zwei Stunden dahin. Dabei bekam ich im Betrachten der Landschaft eine Lektion. Ich hatte angenommen, daß die alten Grenzen einen gemeinsamen Wirtschafts- und Kulturraum durchzogen hätten, in dem wir allerhand Gemeinsamkeiten annehmen dürfen.

Bild 'nagy01b'

Als ich dann die großen Felder sah, diese enormen agrarischen Flächen, war mir mein Irrtum sofort klar. Eine völlig andere wirtschaftliche Situation. Die Oststeiermake wurde sozialgeschichtlich von kleinen Selbstversorgerwirtschaften geprägt, von Betrieben mit ursprünglich zirka sechs bis elf Hektar Grund. Dazu der schwere Boden im Raabtal. Das hieß für die Mechanisierung der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg: der dreischarige Pflug ist ungefähr das Limit. Jeder größere Pflug würde einen Kategoriensprung bei der Zugmaschine verlangen, was sich auf den Boden entsprechend nachteilig auswirken müßte.

Hier sah ich nun Felder, auf denen vermutlich wenigstens mit sechsscharigen Pflügen umgebaut wird, eine substanziell andere Situation. Bei weitem nicht der einzige Unterschied. Nagykanizsa liegt im Komitat (Verwaltungsbezirk) Zala, benannt nach dem Fluß Zala. Der Verwaltungssitz ist in der Stadt Zalaegerszeg eingerichtet. Dieses Komitat hat eine Fläche von 3.784 km² bei über 265.000 Einwohnern. (Stand: 2021). Im Vergleich dazu hat die Planungsregion Oststeiermark eine Katasterfläche von 2.322 km² bei über 182.000 Einwohnern.

Unser Arbeitsgespräch im Rathaus hat vorweg schon einmal deutlich gemacht, daß uns von österreichischer Seite her etwas einfallen sollte, um die Sprachbarriere abzusenken. Karl Bauer hatte im Rahmen seiner Aufgaben als Gleisdorfer Kulturreferent einige Anknüpfungspunkte betont, die Musikschule, Blaskapelle und das lokale Museum betreffen.

Bild 'nagy01c'

Komplementär dazu haben wir nach Ansätzen gesucht, um für unser Thema „Alte Ungarnstraße“ und „Kulturspange“ Schnittpunkte zu definieren; vor dem Hintergrund der rund 200 Jahre permanenter technischer Revolution, die eine kontinuierliche Beschleunigung in fast allen Lebensbereichen wirksam macht.

Dabei war mir schnell klar, daß wir erst einmal noch Zeit brauchen, um mehr zu erfahren, was für unsere ungarischen Gegenüber vorrangige Themen und Fragen sind. Wie ich eingangs schon bezüglich der Landwirtschaft angedeutet hab, man geht zu leicht mit falschen Annahmen in eine neue Begegnung. Allerdings hab ich nun eine Ahnung, wohin so ein Klärungsprozeß vermutlich weist...