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Bruce Pedersen, Aviator#

(Archiv externer Beiträge, Blatt #47)#

von Martin Krusche

Ich wurde natürlich sofort hellhörig, als in unserem Gespräch ein paar Schlüsselworte zu versunkenen Zeiten fielen. Rechenschieber ist nur eines davon.

Im Englischen heißt das Teil Slide Rule. Ferner hat Bruce einst an einem Analogcomputer gearbeitet und dann alle wesentlichen Technologiesprünge des Genres durchlaufen. Vor allem besitzt er eine Sammlung historischer Rechner. Darunter sowieso – wie ich übrigens auch – den oben erwähnten Rechenschieber, ein bewährter Analalogrechner. Der war ein wichtiges Instrument, bevor die leistungsfähigen Taschenrechner von Texas Instruments und Hewlett-Packard auf den Markt kamen.

Bruce Sterling Pedersen, Ingenieur und Mathematiker, Pilot, stammt aus den USA. Er ist vor einer Weile mit seiner Kollektion in die Oststeiermark gezogen. Wir haben in einem Gespräch nun erst einmal ausgelotet, wohin uns eine weitere Verständigung führen kann. (Ich fange schon an, Pläne zu machen.)

Einerseits wäre in unserem Archipel eine Ausstellung mit den historischen Rechnern zu arrangieren. Das würde bedeuten, wir machen ein Abstecher nach Atlantis. Oder haben Sie etwa schon einmal alte Computer gesehen, für die man Lochkarten oder Streifen stanzen muß? Andrerseits ist genau dadurch Know how verfügbar, das vorzüglich zu meinem aktuellen Hauptthema paßt. Das Ende der Dampfmaschinen-Moderne und der Umbruch Richtung Digitalmoderne. Es geht inhaltlich aber noch viel weiter.

Eine Lochkarte, genauer: Fortran punch card ESA (Foto: Till Niermann, GNU Lizenz)
Eine Lochkarte, genauer: Fortran punch card ESA (Foto: Till Niermann, GNU Lizenz)

Bruce wußte früh, daß er Pilot sein möchte und lernte das Fliegen so schnell es ging. Anfangs sorgte es für allerhand Erheiterung, weil er für den Führerschein noch zu jung war. Also mußte ihn seine Mutter im Auto zum Flughafen bringen, wo er ausstieg, ins Flugzeug sprang und sein Training absolvierte. Seine Mutter wartete derweil geduldig auf seine Rückkehr, um ihn wieder heimzufahren. (Es ist tatsächlich eine Kuriosität der USA, daß man den Flugschein früher machen kann als den Auto-Führerschein.)

Später ging er zum Militär, wurde ein United States Marine, diente in Vietnam, um so insgesamt einen College-Abschluß und die begehrten Fluglizenzen zu bekommen. Der Ingenieur verdiente sich nach dem Vietnam-Krieg sein Geld als Fluglehrer. Und als Frachtpilot, was ein überwiegend recht abenteuerlicher Job ist.

Schließlich kam er zu einem Team, das mit der Entwicklung des Langstreckenbombers Rockwell B-1 (Boeing) befaßt war und wurde „by accident“, wie er sagt, in einen Computerraum geschickt, um Berechnungen anzustellen. Dort machte er sich mit dem erwähnten Analogcomputer vertraut, den man benutzen konnte, indem man elektronische Elemente auf einem Steckfeld entsprechend der gewünschten Rechenvorgänge umsteckte. Also noch keine digitale Programmierung, sondern der mechanische Einsatz elektronischer Komponenten.

Chuck Yeager war der erste Pilot, der die Schallmauer durchbrach und das überlebte.
Chuck Yeager war der erste Pilot, der die Schallmauer durchbrach und das überlebte.
Steckfeld und Potentiometer eines Analogrechners bei Boeing, Anfang der 1950er Jahre. (Foto: Joe Mabel, GNU Lizenz)
Steckfeld und Potentiometer eines Analogrechners bei Boeing, Anfang der 1950er Jahre. (Foto: Joe Mabel, GNU Lizenz)

Da ihm das gelang, galt er im Team als Experte und blieb bei diesem Metier. Wir werden freilich auch noch mehr über die Geschichte der Luftfahrt zu reden haben. Bruce mußte mir ja nicht erst erklären, wer sein Idol Chuck Yeager gewesen ist oder das Flieger-As Eddie Rickenbacker. Aber dazu ein anderes mal...


Erstmals 2024 publiziert auf kunstost.at