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Plattner#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Beruf: Plattner
»Der Blatner« (Rüstungsschmied). Kupferstich von Jost Amman. Aus: Hans Sachs und Jost Amman. »Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden …«. Frankfurt am Main 1568
© Ch. Brandstätter Verlag

Plattner gehörten den Waffenschmieden an und beschäftigten sich mit der komplizierten und kostspieligen Anfertigung der Plattenharnische, die sich als Schutz gegen stärkere Waffenwirkung, besonders aber nach der Erfindung des Schießpulvers, aus den Ringel- und Schuppenpanzern (Panzerschmiede) entwickelten. Die Plattner waren zunftmäßig meist mit den Helmschmieden verbunden, übten aber ihr Handwerk getrennt aus. Eine solche Körperpanzerung besaß eine raffinierte Mechanik aus Scharnieren und ineinandergreifenden Schienen, war wesentlich kompakter und bot mehr Schutz für den ganzen Körper als alle früheren; ihr Nachteil war allerdings die Schwerfälligkeit, die so manchem Träger im Feld oder auf dem Turnierplatz zum Verhängnis wurde.

Die Plattenpanzer, auch Krebse genannt (gewiss, weil der bewegliche Harnisch an die Schale des Krebses erinnerte), wurden aus geschmiedeten Eisenblechen getrieben und bestanden aus verschiedenen Teilen: Das gewölbte Stück, welches die Brust bedeckte, hieß Harnisch, Harnasch oder Küraß und musste besonders stark und sorgfältig gearbeitet sein, weil es das Hauptziel der Stoß- und Wurfwaffen war. Der Brustplatte entsprach eine Rückenplatte, und beide wurden mit Riemen verbunden. An den Harnisch schloss sich das mit verdeckten Schnallen befestigte Armzeug, bestehend aus den Armschienen und den Meuseln oder Ellbogenkacheln. Die Beine waren zunächst von den ledernen Gurthosen bedeckt, auf welche die Beinberge (Dielinge, Beinschienen) aufgeschnallt waren. Das Knie war besonders gepanzert durch eine starke, oft in eine Spitze zulaufende Eisenplatte. Die Füße steckten in spitzen Schnabelschuhen, später in bogenförmigen »Bärenklauen«, und die Hände waren durch gefingerte Handschuhe geschützt. Unter dem Harnisch pflegte man ein gestepptes oder gefüttertes Lederwams (gambesson) zu tragen, um den Druck zu mindern.

Die groben Treibarbeiten wurden mit Hämmern und Ambossen verschiedener Größe ausgeführt, die feinen mit diversen Punzen auf einer weichen Unterlage, dem Treibkitt aus Pech, Wachs, oder bei Stahl zumeist aus Blei. Der mühevollen Arbeit des Treibens folgte die kunstvolle des Dekorierens. Das Anlassen verlieh dem Stahl eine blaue Farbe, Braun und Schwarz erreichte man durch Glühen und Beizen. Die schwarze Farbe ist dem Eisen am natürlichsten und bildet sich von selbst bei jedem reduzierenden Glühen in Holzkohlenpulver; eine beliebte Beigabe war Ochsengalle, die dem Stahl nach dem Ausglühen einen Moschusgeruch verlieh. Zum Brünieren oder Braunbeizen des Stahls bediente man sich der Spießglanzbutter, einer Lösung von Schwefelantimon in Salzsäure. Die Rüstungsteile wurden mit dem Polierstahl glatt gerieben und dann die Spießglanzbutter mit Baumöl vermischt auf die gereinigten Flächen mit einem Pinsel aufgetragen, getrocknet und mit einem in Öl getränkten Lappen abgerieben.

Rüstungen, die als fürstliche Prunkgewänder und für Turnierkämpfe »nach Maß« angefertigt wurden, waren vielfach reich verziert, und bedeutende Künstler wie Dürer, Altdorfer, Holbein d. J. und Cranach lieferten die Entwürfe dazu. Mit den Plattnern arbeiteten Gold- und Silberschmiede, Tauschierer, Ätzmaler, Ziseleure, Eisenschneider und andere Kunsthandwerker an der weiteren Ausschmückung der Rüstung zusammen. Bei der Ätzmalerei wurde die Zeichnung oder das Muster auf der meist mit Wachs und Pech (Ätzgrund) überzogenen Metalloberfläche eingraviert und die bloßgelegten Linien und Flächen mit Ätzwasser, häufig Salpetersäure, oder mit einer »Beize aus Salmiak, Sublimat [Quecksilberchlorid], Grünspan und ein wenig Galle mit Essig« (nach Biringuccio), je nach Dauer der Einwirkung, vertieft. Nach Entfernung der Schutzschicht (Ätzgrund) blieben nur die geätzten Linien und Flächen zurück. Eine Variante war die Schwarzätzung, bei der die geätzten Stellen mit einer Mischung von Ruß und Öl eingerieben wurden und die Masse durch Erhitzen zusammenschmolz und haften blieb. Die gediegenste Art der Metallverzierung war die Tauschierung, eine uralte Kunst, die zu jener Zeit wieder aufblühte. Sie geschah in zweierlei Weise: entweder mit dem Rauhhammer und aufgeschlagener dünner Folie von Gold oder Silber, oder mit eingegrabenen Linien, die mit Gold-, Silberoder Messingdraht ausgelegt und ausgeschlagen wurden. Das Niello war dem Tauschieren ähnlich und in Italien sehr geschätzt. Dabei wurde eine dunkel gefärbte Metallegierung in dem eingegrabenen hellen Metallgrund eingeschmolzen. Das Niello grenzte wieder unmittelbar an das Email. Hierfür wurde ein leichtflüssiges, bunt gefärbtes Silikat ein- oder aufgeschmolzen. Eine weitere Technik der Eisenveredelung war die Schneidekunst (Glyptik), bei der man aus einem vorgeschmiedeten Stück Eisen oder Stahl die Verzierungen und Figuren mit Meißel und Grabstichel herausarbeitete.

Nach dem Zusammenbau der Harnischteile wurde das Werk vom Plattner mit einem eingeschlagenen Stempel signiert. In den Städten kam noch eine eigene Beschaumarke durch den jeweiligen Zunftmeister hinzu. In der Regel wurde diese Prüfung als Beschussprobe mit einer Armbrust durchgeführt. Von den Plattnern getrennt werkten die Harnischpolierer, die auf einer Bank die Rüstungsteile mittels eines langen Holzes, auf dem der Polierriemen aufgespannt war, auf Hochglanz polierten. Poliert wurde aber auch maschinell mit rotierenden Schleifrädern.

Die Kunst der Plattner prosperierte im 15. und 16. Jahrhundert besonders in den Städten Nürnberg, Augsburg, München, Mailand und Innsbruck. Die Einzelanfertigungen der Innsbrucker Plattnerei hatten sogar jenseits der Alpen und trotz der hochentwickelten lombardischen Konkurrenz einen hervorragenden Ruf. Berühmte Plattnerdynastien waren die Kolman und Pfefferhäuser in Augsburg, die Treitz und Seusenhofer in Innsbruck und die Grün(e)wald und Lochner in Nürnberg. Bestimmte Fabrikationstechniken, wie ungewöhnliche Härte des Blechs bei geringem Gewicht der Panzerung, wurden in den Familien als Geheimnis sorgsam gehütet und gingen, da sie entweder absichtlich irreführend oder gar nicht niedergeschrieben wurden, vielfach verloren.

Die fortschreitende Kriegstechnik machte die Ganzkörperrüstungen mehr und mehr entbehrlich, und die handwerkliche Geschicklichkeit der Plattner entwickelte sich in anderen Berufen wie in der Schwertfegerei, bei den Goldschmieden und Büchsenmachern weiter.

Quellen#

  • Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010


... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.