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DIE GRAFEN VON UGARTE#

Krankheit
Maximilian Graf von Ugarte, Wr. Salonblatt

Im Grafengeschlecht Ugarte spielte sich so manche Tragödie ab. Seit dem Jahr 1875 ist das Geschlecht der Ugartes im Mannesstamm bereits ausgestorben. Nachdem Spanien an Habsburg gelangte, kam das aus Spanien stammende ritterliche Geschlecht ebenso hierher und wählten die Niederlande zu ihrer zukünftigen Heimat.

Peter von Ugarte diente 1639 während des dreißigjährigen Krieges in der kaiserlichen Armee und wurde bei seinem Eintritt in das Heer sogleich zum Kapitän ernannt, und wurde wegen seiner Tapferkeit vom Kaiser Ferdinand III., 1645 in den Freiherrenstand erhoben und erhielt als Obrist-Wachtmeister der Stadtquardia in Wien am 29. März 1662 von Leopold I., das Inkolat des Herrenstandes in Mähren 1667 aber jenes in Böhmen.

Am 24. Oktober 1662 erwarb er das Gut Budischkowitz um 34.000 Gulden und 500 Gulden Schlüsselgeld und brachte das verwahrloste Dorf Straßhof dazu und veräußerte 1678 alles um 51.000 Gulden. Inzwischen hatte Ugarte das Gut Großwetschwar in Böhmen von der kaiserlichen Kammer um 17.000 Gulden und am 16. Oktober 1676 die Herrschaft Groß-Meseritz im Iglauer Kreis um 130.000 Gulden angekauft, war als kaiserlicher Kämmerer, Hofkriegsrat, Obrister und Obristleutnant der Stadt-Quardia in Wien von Leopold I., am 12. November 1676 in den Grafenstand erhoben worden und bekleidete 1679 die Stelle eines Stadtkommandanten von Wien.

Inzwischen verheiratet mit einer Tochter des Grafen Adam Zdiarski mit welchen 1670 die männliche Linie ausstarb.

Peter von Ugartes Sohn Franz Ernst.kaiserlicher Kämmerer, Herr auf Groß-Meseritz und vereinigten Gut Radostin, war mit einer Gräfin Bubna von Littitz und nach deren Tod mit einer Freiin von Pustosch verheiratet, wurde 1714 in den böhmischen Grafenstand erhoben, starb mit Hinterlassung zweier Söhne Johann und Franz, als geheimer Rat am 6. Juli 1715.

Diese beiden Grafen erstanden am 20. Februar 1729 das Gut Zhor um 112.000 Gulden und 100 Dukaten Schlüsselgeld. Infolge eines Vergleiches vom 14. April 1735 übernahm zwar Graf Johann von Ugarte allein den Besitz, verkaufte diesen jedoch schon am 30. September 1735 um 623.000 Gulden dem Herzog Leopold von Schleswig-Holstein, wogegen er aus dem Nachlass seines stark verschuldeten Schwiegervaters des Grafen Karl Josef von Souches am 29. November 1743 die Herrschaft Jaispitz im Znaimer Kreis um 206.000 Gulden von dessen Töchtern. Johann Graf Ugarte kaiserlicher Rat und Landrechtsbesitzer starb am 11. Juni 1759 und wurde in der Gruft des Znaimer Kapuzinerklosters beigesetzt. Er hinterließ das Gut Jaispitz seinen 6 unmündigen Kindern, welche sich am 30. September 1774dahin verglichen, dass der zweite Sohn Alois die Herrschaft im Werte von 480.159 Gulden übernahm. Der ältere Sohn Johann Wenzl wurde Apellationsrat in Böhmen. k.w. Dienstkämmerer und Hofrat bei der obersten Justizstelle, 1787 Vizekanzler der vereinigten Hofstelle, 1791 Oberstmusikgraf und Direktor der Hofbühnen, endlich 1795 oberster Landrichter und Präsident der niederösterreichischen Landrechte und niederösterreichischer Apellationspräsident. Er war mit einer Gräfin Windischgraetz. Welche im Jahr 1831 in Znaim starb, vermählt und hatte im Jahr 1789 das Religionsfondgut Krawska und das Studienfondgut Brenditz im Znaimer Kreis in Erbpacht genommen, später aber nebst anderem um 208.917 Gulden erworben und auch im Jahr 1790 das Olmützer erzbischöfliche Lehensgut Nzikowitz um 30.000 an sich gebracht.

NÖ
Josef Graf von Ugarte, gemeinfrei

Johann Wenzl von Ugarte starb aber schon am 27. Oktober 1796 mit 49 Jahren. Sein jüngerer Bruder Alois, Besitzer von Jaispitz wurde 1769 Apellationsrat in Böhmen, später Gubernialrat in Galizien, 1786 Hofrat, 1787 Gubernator in Mähren und Schlesien und Landeshauptmann in Mähren, 1790 bei Gelegenheit der Krönung Kaiser Leopold II., in Prag, geheimer Rat.

Mit Wiederherstellung der Hofkanzlei 1802, wurde Graf Alois von Ugarte zum obersten Kanzler, später zum Staats- und Konferenzminister befördert. Er starb am 18. November 1817 in Graz in Folge eines Brandes.Kurz vor seinem Tod erhielt er den Orden des goldenen Vließes. Da er und seine Gemahlin Marie Josefa geb. Gräfin Czernin kinderlos blieben, setzte er als letzten Willen seinen Neffen Josef Grafen von Ugarte zum Haupterben ein, der nun Besitzer von Jaidspitz 1829 wurde. Er war ein Sohn des ersten der drei Brüder Maximilian. Alois und Clemens von Ugarte, Söhne des niederösterreichischen Apellationspräsidenten Johann Wenzl.

Maximilian Graf von Ugarte wurde von seiner Tante, die von ihrem ersten Mann Freiherr von Hanspersky die Herrschaft Rossitz im Brünner Kreis hinterlassen, hatte zu ihrem Universalerben eingesetzt, wodurch er im Jahr 1800 in dem Besitz dieses Gutes kam. Mit einer Gräfin Lützow verehelicht, erwarb er auch die Güter Meldemann und Blankard, ab da nannte sich die Familie Ugarte-Meldemann.

Sein Bruder Alois trat nach zurückgelegten Studien in den politischen Dienst, wurde 1815 wHofrat bei der Hofkammer, 1827 geheimer Rat und Präsident der ob der Enns Landesregierung in Linz, und am 29. November 1834 Gouverneur von Mähren. Seine Gemahlin, eine geb. Gräfin Troyer, schenkte ihm nur eine Tochter, Louise, die zuerst mit dem Grafen von Gutek und nach dessen Tod 1850, mit Clemens Freiherrn von Gudenau vermählt war. Nach Vaters Tod erbte sie die Herrschaften Krawska und Brenditz.

Der dritte Bruder Clemens von Ugarte k. k. Oberst und in Dienstkämmerer beim Erzherzog Ludwig, hatte sich vor der Trauung mit der Großhändlerstochter von Kaan am 1. Dezember 1842, welche Heirat nicht die Billigung seiner Angehörigen fand, erschossen.

Der männliche einzige Stamm der Ugarte bestand nur mehr auf Maximilians Sohn Josef Grafen von Ugarte. Dieser erbte Jaispitz nach seinem Onkel und die Hälfte von Rossitz nach seinem Vater, kaufte jedoch der Schwester der vermählten Gräfin Lodron die andere Hälfte um 96.000 Gulden ab, veräußerte die gesamte Herrschaft 1844 um 1.060000 an den Freiherrn von Sina.

Josef Graf von Ugarte, k. k. Kämmerer und Gesandter am württembergischen Hof zu Stuttgart, vermählt I., mit einer Gräfin von Stakelsberg, II., mit einer Freiin von Rachov, starb am 27. Juli 1862 infolge eines Sturzes vom Pferd. Er hinterließ drei unmündige Kinder, nämlich zwei Töchter Gabriele vermählte Gräfin Lovatelli und Anna vermählte und geschiedene Baltazzi, sowie einen Sohn, den Grafen Max von Ugarte, der sich auf einer Vergnügungstour in San Remo mit 24 Jahren an Scharlachfieber starb. In ihm starb die männliche Linie der Ugarte Freiherrn auf Groß-Meseritz, eines der ältesten Adelsgeschlechter Österreichs aus.

Nach dem Tod des Grafen Max Ugarte, gingen die Besitzungen Jaispitz und Winau an die beiden Schwestern über, die diese Güter verkauften. Nach dem Verkauf legte sich Gräfin Lovatelli das Gut Grossau in Niederösterreich zu, während Anna Ugarte sich teils in Wien, Paris oder London aufhielt. Auch das Gut Grossau wurde wieder verkauft um nach Rom zu übersiedeln

Ein Telegramm aus London meldete im Mai 1901 den Tod der in der Wiener Gesellschaft bekannten Gräfin Anna Ugarte. Sie war freiwillig aus dem Leben geschieden. Ein Revolverschuss hat das Leben der 46 Jährigen beendet. Das Motiv blieb unbekannt, man war daher nur auf Vermutungen angewiesen. In den Kreisen die der Gräfin nahe standen, hieß es, dass finanzielle Kalamitäten die Ursache sein könnte, denn die Gräfin, am 1. Mai 1855 geboren, hatte über ihre Verhältnisse gelebt. Sie vermählte sich 1873 mit dem Sportsman Hector von Baltazzi. Da auch die Ugarte bei den Pferderennen teilnahmen, konnte so eine Verbindung entstanden sein. Die kinderlose Ehe wurde später gerichtlich geschieden. Nach der Scheidung gewährte ihr der Kaiser, dass sie wieder ihren Mädchennamen annehmen dürfe.

QUELLEN: Znaimer Wochenblatt, 5. Juni 1901, 6. Februar 1875, Neues Wiener Journal, 28. Mai 1901 Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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