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EMIL RITTER VON SKODA#

Pilsen
Emil Ritter von Skoda, Sport und Salon

Ritter von Skoda war einer der bedeutendsten Industriellen der Monarchie, einer der vorzüglichsten Bürger Pilsens, Herrenhausmitglied ist am 8. August 1900 plötzlich verstorben. Der Industrielle, der vom 20. Juni bis zum 15. Juni d.J. In Karlsbad weilte, begab sich anschließend am 18. Juli nach Gastein zum Kurgebrauch, erkrankte dort jedoch, so dass sein Hausarzt Dr. Schmelz und Verwaltungsrat Trappen an sein Krankenlager berufen wurden. Der Zustand des Erkrankten, er litt an einem Herzleiden, besserte sich ein wenig und er wünschte nach Hause gebracht zu werden. So verließ Ritter von Skoda in Begleitung der genannten Herren Gastein. Doch während der Reise, sie befanden sich gerade im Selzthal, als der Heimkehrende vom Tod ereilt wurde. In Wien angelangt wurde der Leblose in die Totenkammer des Ortsfriedhofes Baumgarten gebracht,

Die erschütternde Nachricht von dem Hinscheiden des genialen Mannes, dessen Namen innig verbunden ist mit der Bedeutung der heimischen Industrie, langte erst einen Tag später in Pilsen ein und verfehlte nicht, in allen Kreisen der Stadt eine große Betroffenheit hervorzurufen. Nicht nur in Pilsen sondern in der gesamten Monarchie, in der alten und neuen Welt, wo die Firma Skoda Ansehen genießt, wird der Tod des Begründers mit Bedauern aufgenommen.

Ritter von Skoda war einer jener Gottbegnadeten, welche in einer gefassten Idee vollständig aufgehen, durch eminentes Verständnis und rastlosen Fleiß immer tiefer in dieselbe eindringen und nicht früher rasten, bevor diese Idee auch zur vollständigen Durchführung gelangt ist. Dass ist dem Verstorbenen voll und ganz gelungen. Was die Skoda Werke für Österreich-Ungarn, sind in Essen die Krupp Werke.

Ein Nekrolog dieses Helden der Arbeit bedeutet den Rückblick auf die bedeutende Entwicklungsära der Stadt, auf die ruhmreichste Blütezeit der österreichischen Eisenindustrie. Die Menschen sind gewöhnt, die Taten von Männern des Geistes wie Skoda während ihres impulsiven Schaffens, das heute großartig wirkt, um das Große von gestern vergessen lässt, als etwas Selbstverständliches, als einen Tribut an die Wissenschaft, an den Fortschritt der Technik entgegenzunehmen, und erst, wenn sie in das Heiligtum des Todes eingetreten sind, findet man nur bescheidene Worte für die Größe ihrer geistigen Energie, die eminente Bedeutung ihrer Kraft, die aus kleinen Anfängen Großes entstehen kann.

Ritter von Skoda war ein Mann dieser Struktur und mit Bewunderung blickt die Nachwelt auf seine Schöpfungen, die seinen Namen unvergesslich machen werden. Als Mann der Arbeit hat er sich auch seinen Arbeitern und Beamten stets väterlich gezeigt und in seinem Weltetablissement einen Pensionsfonds für letztere, einen Versorgungs- und Unterstützungsfonds für invalide Arbeiter und ihren Hinterbliebenen gegründet. Daran ist zu ersehen, welchen integren Charakter er besaß, beweist aber auch die Achtung, die dem Verblichenen in den Reihen der nationalen Antagonisten entgegengebracht wird. Das Gedeihen seiner Vaterstadt lag ihm stets am Herzen, im gesellschaftlichen Leben Pilsens hatte er eine dominierende Stellung. Sein gastfreundliches Haus genoss selbst die Ehre, Souveräne in seinen Räumen zu begrüßen. Gegen äußere Zeichen der Anerkennung bescheiden und zurückhaltend, besaß er nur den Kronenorden zweiter Klasse und einen türkischen Orden. Im September des Vorjahres wurde er ins Herrenhaus berufen, wo er sich der Verfassungspartei anschloss.

Emil Ritter von Skoda wurde 1838 in Eger als Sohn des damaligen Kreisphysikus und späteren Landessanitätsreferenten Medizinalrat Franz von Skoda geboren.Das leuchtende Beispiel seines berühmten Onkels des Wiener Universitätsprofessors Joseph von Skoda, vor Augen, der ihm später die Mittel zum Ankauf des gräflich Waldstein Fabrik zur Verfügung stellte. studierte er in Eger und Pilsen die Realschule, besuchte dann die Technik in Prag und die technische Akademie in Karlsruhe. Seine Lehrjahre absolvierte er in der Chemnitzer Maschinenfabrik vormals Richard Hartmann, dann bei Guson in Magdeburg-Buckau. 1866 wurde er als Oberingenieur zur Leitung der Gräflich Waldstein Maschinenfabrik in Pilsen berufen., die 1869 in seinen Besitz überging.

Die kleine Fabrik zählte damals 33 Arbeiter. Durch die rastlose Tätigkeit und die glänzende Geschäftsleitung Skodas, der an den Direktoren Josef Turetzky und Wellner zwei geistesverwandte Mitarbeiter besaß, blühte die Firma zu seiner jetzigen Größe auf, bei der 250 Beamte und 3500 Arbeiter beschäftigt werden.

Im Anfang seiner Leitung, dachte er bereits an die Zukunft und gründete in Russland Zuckerfabriken, wo er einige Zeit sogar eine eigene Fabriksfiliale in Russisch-Polen besaß. Sein Bestreben war darauf gerichtet, seine Firma auch räumlich von Jahr zu Jahr zu vergrößern. 1871 ließ er eine große Eisengießerei erbauen, im folgenden Jahr die große Maschinenwerkstätte. 1882 entstand seine große Werkstätte für Modelle. Zwei Jahre später erfolgte der Bau eines großartigen Schmiedeeinrichtung mit hydraulischer Presse auf 2500 Meter Zentner Druck. 1886 wurde eine Werksbahn errichtet, welche sein Etablissement mit dem Schienenstrang der Strecke Eger-Wien verbindet. In demselben Jahr erfolgte auch die Erweiterung der Firma durch die Gussstahlhütte, 1888 durch die Errichtung der Werkstätte für Gussstahlappretur. Seit jenen Jahren trat Skoda mit der Lieferung von Facongussstahl erfolgreich auf dem Weltmarkt. 1889 wurde die Kesselschmiede vollkommen neu errichtet und mit den modernsten Einrichtungen versehen. Vor zehn Jahren erhielt das Werk eine neuerliche, in Österreich-Ungarn einzig in ihrer Art dastehende Erweiterung, die die Erzeugung der Schnellfeuer-Kanonen System E. Skoda, deren Verschluss Ähnlichkeit mit denen von Hotchkiss und Guson aufweist, ermöglichte. Dieser Konstruktion schloss sich jene von Schiffskanonen, Lafetten, Mitrailleusen, die Erzeugung von Schiffspanzerplatten, Geschossen usw. an.

Pilsner Tagblatt
Pilsner Tagblatt

Erfunden wurden die in der österreichisch-ungarischen Marine eingeführten Skoda-Schnellfeuerkanonen vom Erzherzog Karl Salvator und Major von Dormus. Die immer größer werdende Ausdehnung der Werke veranlasste im Juli d. J. die Verwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft, die durch die Creditanstalt in Verbindung mit der böhmischen Escomtebank durchgeführt wurde. Das Kapital der neuen Gesellschaft war mit 25 Millionen präliminiert, wovon 13 Millionen auf den früheren Eigentümer entfielen. Die Skodawerke besitzen Vertretungen in Chicago und Petersburg, Shanghai, London, Berlin, Mailand, Warschau, Kiew usw. und lieferten in den letzten Jahren in großem Maße für die spanische und chinesische Marine.

Der Verstorbene war seit dem Bestand der Aktiengesellschaft Präsident und Generaldirektor derselben; ferner Verwaltungsrat des österreichischen Lloyd und der Triester Metallwerke,Vizepräsident der Prager Eisenindustrie Gesellschaft, Mitbesitzer der Josefihütte bei Mies, Mitglied des Eisenbahnrates des Zollbeirates usw.

An der Bahre Ritter von Skodas, trauern die Witwe Frau Hermine von Skoda, geb. Hahnenkamm, ein Sohn, der gegenwärtig Einjährig-Freiwilliger im Marinearsenal in Pola ist, und drei Töchter, Josefine, Johanna, verehelichte Oberleutnant Wessely, und Hermine. Frau von Skoda weilt gegenwärtig in Annenheim am Wörthersee. Eine Schwester des Dahingegangenen, Frau von Perger, lebt als Witwe in Wien. Allgemeines und tiefes Mitgefühl wendet sich den ihres Familienoberhauptes so plötzlich Beraubten zu: nur die allgemeine Teilnahme, die Hochschätzung, die der Lebende genoss, kann ihnen an dem Sarg des Toten Trost gewähren.

QUELLEN: Pilsner Tagblatt, 9. August 1900, Sport und Salon, 9. August 1900, Wiener Allgemeine Zeitung, 9. August 1900,Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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