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Johannes Huber: Die Datenbank der Ewigkeit#

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Johannes Huber: Die Datenbank der Ewigkeit. Was in den alten Schriften über den Sinn des Lebens steht. edition a Wien. 256 S., € 26,-

Das jüngste Buch von Prof. DDr. Johannes Huber kommt zur rechten Zeit, nicht nur weil Allerheiligen ist. Angesichts zahlreicher Bedrohungen stellen sich viele Menschen Fragen nach dem Sinn des Lebens, Tod und Ewigkeit. Johannes Huber war als Theologe langjähriger Sekretär von Kardinal Franz König und als Mediziner Leiter einer Klinik im AKH. Er referiert historisch belegte Antworten quer durch Zeiten und Kulturen und fasst die Botschaft am Ende jedes Kapitels kurz und verständlich zusammen.

Der Überblick beginnt Im Nebel der Geschichte mit dem Religionsgründer Zarathustra. Er wirkte vermutlich zwischen 8000 und 500 vor Christus im Nordosten des heutigen Irans. Über Zarathustras Botschaft schreibt der Autor: Durch gutes Handeln, gutes Reden und gutes Denken können wir uns hier auf der Erde entwickeln, um als inspirierte Menschen im Sinne des Weltenbaumeisters Teil des Guten zu werden, an der Fertigstellung der noch im Bau befindlichen Welt mitzuwirken und die Brücke zu einem ewigen Leben zu überqueren. …

Das europäische Denken entstand um 800 v. Chr. im antiken Griechenland. Zu den ersten Philosophen zählte Heraklit von Ephesos. Seine Zitate Panta rhei - alles fließt - und "Erkenne, was du bist" sind bis heute populär. Huber kommentiert Heraklits Botschaft so: Alles fließt und alles ist eins. Leben und Tod sind nur andere Ausformungen der gleichen Information. Es gibt eine Wirklichkeit, die alles durchdringt, ordnet, steuert und miteinander verbindet. … Wir haben die Chance, sie zu erkennen. … Nichts außer unserer Faulheit hindert uns, diesen Weg zu beschreiten, schrieb Heraklit und fordert uns damit auf, an uns zu arbeiten um zu wachsen und uns selbst den letzten Schliff zu geben.

Im fernen China lebte im 6. Jahrhundert v. Chr. der legendäre Weise Laotse, der Begründer des philosophischen Taoismus, aus dem sich eine Religion entwickelte. Huber fasst Laotses Botschaft zusammen: … Es geht um Dankbarkeit, Demut und Hingabe und um das Verlieren und Verzichten, um zu gewinnen. Wer sein Selbst aufgibt, wird es gewinnen, schrieb er. Wer sein Selbst voranstellt, wird es verlieren.

Viele Philosophien und Religionen wurzeln in der Mystik des alten Ägypten. Als grandioser Wissensspeicher erwies sich in der Zeit um Christi Geburt die Bibliothek von Alexandrien. Die ägyptischen Herrscher hatten den Anspruch, hier das gesamte zu ihrer Zeit existierende Wissen, u. a. Medizin und Philosophie, zu sammeln. Davon wollten in- und ausländische Studierende profitieren - unter ihnen möglicherweise Jesus. Aufgrund der Zeitzeugenberichte von Kelsos und Origenes entwickelt Johannes Huber die Theorie, dass Jesus dort die Kunst des ekstatischen Heilens erlernte.

Auch der Mathematiker, Mystiker, Magier und Philosoph Pythagoras von Samos (370 - 510 v, Chr.) ließ sich von den Ägyptern inspirieren. Er brachte die Vorstellung von der Seelenwanderung nach Italien und Griechenland. Deren Ziel sei es, die Seele durch Reinigung vom Kreislauf der Wiedergeburt zu erlösen. Über Pythagoras' Botschaft schreibt Johannes Huber: Unsere Seele ist Teil der Weltseele, göttlichen Ursprungs und unsterblich. Nähern wir uns ihr an, nähern wir uns dem Ewigen an. Das geht, indem wir unsere Triebe überwinden, asketisch und nach Regeln leben, uns etwa vegetarisch ernähren …

Platon lebte vor 2400 Jahren. Er entzündete auch die Fackel der Transzendenz, die sich Philosophen und Religionsgründer, Dichter und Philosophen seither quer durch die Weltgeschichte weitergereicht haben. Als Platons Botschaft formuliert Huber: … Unsere unvergängliche Seele existierte vor unserer Geburt in der eigentlich realen Welt jenseits von Raum und Zeit. Der Sinn unseres Lebens besteht darin, uns daran zu erinnern. Dies, indem wir in allem mit dem göttlichen Guten und dem göttlichen Willen übereinstimmen. …

Der Jurist Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v. Chr.), war einer der vielseitigsten Denker der Antike und einer der genialsten Rhetoriker aller Zeiten. Auch über das Altwerden äußerte er weise Gedanken: Wer die Natur bekämpft, kann nur verlieren. Deshalb ist es nutzlos, sich an die Jugend zu klammern, wenn sie vorbei ist. Ein guter Schauspieler wisse, wann es Zeit sei, von der Bühne abzutreten. Ciceros Botschaft sei, so der Autor: Unser Leben ist eine Vorbereitung auf den Tod. Wir müssen es so führen, dass die Heimkehr unserer Seele am Ende glückt. Dafür müssen wir erkennen, was uns an das irdische Leben fesselt. Besitz, Laster oder Begierden, und es loslassen. …

Lerne sterben war auch der Rat des römischen Politikers Lucius Annaeus Seneca, der in den ersten christlichen Jahrzehnten lebte und von Kaiser Nero zum Suizid gezwungen wurde. Senecas Botschaft fasst der Mediziner und Theologe so zusammen: … Den Tod um jeden Preis hinauszuschieben, ist sinnlos, denn es spielt keine Rolle, wie lange wir das Unvermeidliche meiden. Wenn wir im Sinne unserer göttlichen Bestimmung ein gutes Leben gelebt haben, wird auch alles andere gut …" Ciceros und Senecas Schriften gingen in den Kanon der christlichen Gelehrsamkeit ein.

Zu den "Lichtgestalten" der Antike, jenen 1300 Jahren zwischen 800 vor und 500 nach Christus, zählte Plotin. Er verstand sich als Interpret Platos, in dessen Schriften seiner Meinung nach alles stand, was es über den Sinn des Lebens zu wissen gab. Von allen Denkern, die den Brückenschlag zwischen dem Rationalem und dem Spirituellen wagten, war er der konsequenteste. Plotins Botschaft enthält die Empfehlung: Wenn du noch nicht schön bist, verhalte dich wie ein Bildhauer, der weitermeißelt. Meißle weg, was unnütz ist, mache gerade, was krumm ist. ...

Der Kirchenvater Augustinus von Hippo, wurde vor 1600 Jahren als Bürger des Imperium Romanum geboren. Als er starb, belagerten die Vandalen Hippo. Kurz nach seinem Tod zerstörten die Goten die Stadt. Alle seine Bücher und Manuskripte überstanden den Brand. Augustinus' Botschaft lautet: Wir sind in einer kosmischen Ordnung aufgehoben, die uns mit der Ewigkeit verbindet. Um das in seiner tiefen Wirklichkeit zu erkennen, müssen wir Gott begegnen und ihn begreifen. Dafür muss unsere Seele gesund sein, was sie nur wird, wenn wir glauben, lieben und hoffen. …

Das abschließende Kapitel ist den Sufis, asketischen Strömungen im Islam, gewidmet. Auch ihre Erkenntnis klingt ähnlich: Alles ist vollkommen unwichtig, außer das Einswerden unserer Seele mit dem großen Einen, dem Kosmischen, dem Göttlichen, das unser einziges wirkliches Ziel während unseres Lebens auf diesem Planeten sein sollte. Die Blütezeit der Sufis war zwischen 700 und 1200 n. Chr. und der persische Dichter Dschalal ad-Din Muhammad Rumi ihr einflussreichster Mystiker. Rumis Botschaft interpretiert der Autor: … Dieses Göttliche ist in uns zumindest als Funke angelegt, doch unsere Begierden, unsere Achtlosigkeit und Vergesslichkeit lenken uns ab. … Die Regeln dafür kann niemand, auch keine Religion, bestimmen. Das können nur wir selbst. … Erst, wenn unser gottbestimmtes Ideal von uns und unser Handeln übereinstimmen, sind wir am Ziel.

Die ausgewählten elf "Dateien" haben einen gemeinsamen Nenner: Reinige dein Denken. Erkenne dich selbst. Suche das Wunder. Mache dich zum Teil der Weltseele. Johannes Huber stellt die Weisheitslehren komprimiert und gut lesbar vor. Er kommentiert sie, aber interpretiert sie nicht. Die Parallelen zum Heute liegen auf der Hand. Wer auf der Suche nach dem "tiefsten Sinn des Lebens" ist, dem kann das Jahrtausende alte Wissen zum Wegweiser werden.